In den deutschen Metropolen wird das Bauland immer knapper. Um der noch immer herrschenden Wohnungsnot zu begegnen, rücken Wolkenkratzer in den Fokus. Sie schaffen viel umbauten Raum auf einer minimalen Grundfläche. Vor allem Hochhäuser mit Mischnutzung sind interessant. Sie bieten allen Mietern Vorteile. Aber nicht alle deutschen Großstädte sind für den Bau von Wolkenkratzern geeignet. Die Gründe dafür sind vielfältiger Natur.
Hochhäuser in Berlin: Probleme durch Baugrund vorprogrammiert
Die derzeit höchsten Wolkenkratzer in Berlin bringen es jeweils auf eine Höhe von 125 Metern. Dabei handelt es sich um das „Park Inn by Radisson“ am Alexanderplatz und das Domizil des Bundeskriminalamts in Berlin-Treptow. Mietwohnungen oder Eigentumswohnungen sind in beiden Gebäuden nicht zu haben. Hochhäuser als Wohnbauten in Berlin würden zu sehr hohen Baukosten führen. Die Ursache findet sich beim Baugrund. Der größte Teil des Bodens unter der deutschen Hauptstadt besteht aus Talsand aus der Weichsel-Kaltzeit. Im Nordosten schließt sich ein Boden aus Geschiebelehm an. Das geht aus der offiziellen Ingenieurgeologischen Karte der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz hervor.
Andere Städte – ähnliche Probleme bei Wohnhochbauten
Die sächsische Metropole Leipzig sieht sich einer vergleichbaren Problemlage bei der Frage der Planung von Wohnhochbauten gegenüber. Auch hier dominieren den Boden tonig-sandige Ablagerungen. Hinzu kommt ein hoher Grundwasserstand, sodass viele Gebäude auf zahlreichen Säulen oder in riesige Betonwannen gesetzt werden mussten. Welche Schwierigkeiten die Architekten beim Bau der Wohnhochhäuser in der Leipziger Innenstadt treffen würden, haben die Probleme beim Bau des 2013 eröffneten City-Tunnels gezeigt. Dennoch mussten die Bauherren der Stadt bereits in den Bau kleinerer Wohnhochhäuser investieren. Ein Beispiel der jüngeren Zeit ist der Lipsia-Turm im Stadtteil Grünau, der eine Seniorenresidenz beherbergt.
Frankfurt am Main ist nicht umsonst die „Hochhausstadt Nr. 1“
Die Bauherren in Frankfurt am Main sind in einer wesentlich besseren Lage. Der größte Teil des Stadtgebiets bietet einen Boden aus Hartgesteinen. Der Berger Rücken bietet eine stabile Gründung der Wohnhochbauten in Taunusgestein. An anderen Stellen finden sich bis zu 14 Meter dicke Basaltböden. Basalt zählt sich zu den Hartgesteinen vulkanischen Ursprungs und punktet als Baugrund durch eine hohe Belastbarkeit und Stabilität. Deshalb hält Frankfurt am Main auch einen Rekord. In der Finanzmetropole befindet sich mit dem 180 Meter hohen Grand Tower das höchste Hochhaus in Deutschland, in dem Interessenten ausschließlich Wohnungen kaufen oder mieten können. Frankfurt belegt aktuell die ersten 12 Plätze in der Rangliste der höchsten Gebäude in Deutschland.
Wohnungsnot erfordert Kreativität bei den Stadtplanern
In einigen Ländern machte sich die galoppierende Not bei der Versorgung mit bezahlbaren Wohnungen schon eher als in Deutschland bemerkbar. Die Stadtplaner schufen vielerorts mit Wohnhochbauen eine „City in der City“. Ein Beispiel dafür findet sich mit dem Wohnkomplex „Nuovo Corviale“ in Rom. Dort beherbergt ein rund einen Kilometer langer 20-Geschosser rund 8.000 Bewohner. Das mit Abstand größte Wohngebäude der Welt steht im brasilianischen Sao Paulo. Das Wohnhaus mit dem Namen „Edifício Copan“ verfügt über mehr als 1.100 Wohnungen. Es ist ein Musterbeispiel für eine gelungene Mischnutzung, denn es gibt nur wenige Dinge, für deren Erledigung die Bewohner das Gebäude in Sao Paulo verlassen müssen.
Wie sind Wohnhochbauten mit Mischnutzung optimalerweise strukturiert?
Bei der optimalen Gliederung der gemischt nutzbaren Wolkenkratzer stehen einerseits der Nutzerkomfort und andererseits Umweltaspekte im Vordergrund. Wer alle Einkäufe im Gebäude erledigen kann, in dem er auch wohnt, belastet die Umwelt und das Klima nicht mit den Abgasen durch Einkaufsfahrten mit dem Auto. Kommen hauseigene Zusatzeinrichtungen wie Fitnessstudios, Kinos, Postämter, Wäschereien und Gaststätten sowie im Gebäude angesiedelte Ärzte hinzu, schaffen sich viele Bewohner gar kein eigenes Auto an. Eine Voraussetzung dafür ist jedoch eine optimale Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Wohnhochbauten mit Mischnutzung schaffen Arbeitsplätze, die bevorzugt an die Mieter und Eigentümer der dort befindlichen Wohnungen vergeben werden sollten. Auch dadurch wird der Klimaschutz begünstigt.