Seit Mitte September 2019 steht fest, dass die EZB-Zinspolitik den Immobilienmarkt auch in naher Zukunft befeuern wird. Eine Änderung der Nullzinsen und Strafzinsen für Banken ist in absehbarer Zeit aufgrund der niedrigen Inflationsrate in der Europäischen Union nicht in Sicht. Der Noch-EZB-Chef Mario Draghi stellte klar, dass eine Inflationsrate von zwei Prozent pro Jahr die wichtigste Voraussetzung für eine Erhöhung der Leitzinsen bleibt. Dieses Ziel dürfte allein schon durch die Senkung der Einkaufspreise bei verschiedenen Lebensmitteln durch die Vorteile des MERCOSUR-Freihandelsabkommens schwer erreichbar sein.
Wie profitiert der Immobilienmarkt von der EZB-Zinspolitik?
Eine Folge der verschärften Strafzinsen der EZB für Bankeinlagen besteht in der Reduzierung der Lukrativität der sogenannten einfachen Geldanlagen. Dort sind Erhöhungen der erzielbaren Renditen mindestens bis Ende 2020 nicht zu erwarten. Kunden mit hohen Einlagen auf Girokonten müssen vorsorglich damit rechnen, dass weitere Banken die Strafzinsen der EZB an ihre Kunden durchreichen. Deshalb ist es in nächster Zeit wichtig, hohe Guthaben auf Girokonten zu vermeiden. Ergänzend zu den Strafzinsen für Banken will die EZB ab November wieder verstärkt Anleihen aufkaufen. Dadurch verknappen sich die auf dem Markt befindlichen Angebote für diese Form der Geldanlage. Hinzu kommen die nicht gerade positiven Konjunktursignale. Sie sorgen dafür, dass viele Sparer nicht in konjunkturabhängige Wertpapiere investieren wollen. Es bleiben also nur wenige Wege, um Barvermögen verlustfrei, mit solider Rendite und mit einem möglichst geringen spekulativen Risiko anzulegen. Genau das dürfte die Nachfrage auf dem Immobilienmarkt weiterhin kräftig anheizen.
EZB-Entscheidung hält die Zinsen für Immobilienkredite niedrig
Die Strafzinsen der EZB für die Deponierung der Guthaben durch Banken sorgt dafür, dass die Kreditzinsen auf einem geringen Niveau bleiben. Die Banken müssen „Geld unter die Leute bringen“, um selbst keine Verluste durch die Strafzinsen zu erleiden. Dabei müssen sie einen Spagat zwischen der Notwendigkeit der umfangreichen Kreditvergabe und der Erfüllung der Anforderungen aus Basel II und III schaffen. Immobiliendarlehen sind bei den Banken aufgrund der soliden Absicherung über Grundschulden und Hypotheken sehr beliebt. Allerdings gehen die derzeit in Deutschland als kräftig überhöht eingeschätzten Immobilienpreise zu Lasten der Beleihungsquote. Das heißt, die Kredite für den Immobilienkauf sind billig, decken aber häufig nicht den gesamten Finanzierungsbedarf ab. Die aktuelle Lage bei den Zinsen kommt momentan vor allem den Familien zugute, die für den Kauf einer selbst genutzten Immobilie das Baukindergeld beanspruchen können. Sie haben den Vorteil, dass die Banken den staatlichen Zuschuss wie Eigenkapital behandeln. Allerdings scheint hier die Aufklärung noch Lücken zu haben. Vielen förderfähigen Familien ist nicht bekannt, dass sie das Baukindergeld auch für den Erwerb und die Sanierung einer „gebrauchten Immobilie“ beanspruchen können.