Das Ausmaß der Überbelegungen von Mietwohnungen in Deutschland geht aus offiziellen Daten hervor, die das Statistische Bundesamt Anfang November 2021 veröffentlichte. Die Angaben hat das Statistische Bundesamt aus der Europäischen Gemeinschaftsstatistik zu den Einkommens- und Lebensbedingungen (kurz EU-SILC genannt) bezogen. Danach betreffen die Überbelegungen deutschlandweit rund 10,3 Prozent aller Menschen. Allerdings fallen erhebliche Unterschiede auf, die vom Alter der Nutzer sowie von der Lage der Mietwohnungen abhängig sind.
Wann wird von einer Überbelegung bei Mietwohnungen gesprochen?
Die SILC-Studie geht von einer Überbelegung aus, wenn in einer Mietwohnung kein Gemeinschaftsraum vorhanden ist oder nicht jedes Paar, das in einem Haushalt lebt, über einen eigenen Rückzugsraum verfügt. Außerdem muss jede Einzelperson über 18 Jahre einen eigenen Raum haben. Kinder gleichen Geschlechts bis zu 17 Jahren dürfen sich einen Raum teilen. Das gilt genauso für zwei Kinder bis zu 12 Jahre unabhängig vom Geschlecht. Eine Mietwohnung wird als überbelegt eingestuft, wenn Kinder unterschiedlichen Geschlechts zwischen 12 und 17 Jahren keine separaten Kinderzimmer haben. Nach den Vorgaben der SILC-Studie fallen auch Singles in Ein-Raum-Wohnungen unter die Überbelegung, weil sie mindestens einen Wohnraum und einen Schafraum zur Verfügung haben müssen.
Wer wohnt am häufigsten in überbelegten Mietwohnungen?
Deutschlandweit sind rund 8,5 Millionen Menschen quer durch alle Altersgruppen betroffen. Etwa 16,4 Prozent aller minderjährigen Kinder leiden in der Bundesrepublik unter der Wohnungsnot, hohen Mietpreisen und der daraus resultierenden Überbelegung. Die am wenigsten davon tangierten Altersgruppen sind mit 3 Prozent Menschen ab einem Alter von 65 Jahren. Die mit Abstand am häufigsten unter der Wohnraumknappheit leidenden Gruppen sind mit 29,9 Prozent Kinder von alleinerziehenden Elternteilen. Dagegen lebten 2020 nur 7,3 Prozent der Einzelkinder mit beiden Elternteilen in überbelegten Mietwohnungen. Bei zusammenlebenden Eltern mit zwei Kindern waren es 8 Prozent. Nach der Definition der Überbelegung von Mietwohnungen sind außerdem 13 Prozent aller alleinlebenden Menschen in Deutschland betroffen.
Deutliche regionale Unterschiede bei der Überbelegung
Die Überbelegungsquote war 2020 in Deutschland vor allem in Großstädten wie Berlin besonders hoch. In den Metropolen sind rund 15 Prozent der Bevölkerung von der Überbelegung der Mietwohnungen betroffen. Kleinstädte und Vorortkommunen im Umfeld der Großstädte schneiden mit einem Anteil von 7,9 Prozent deutlich besser ab. Am besten sind die Belegungsbedingungen in ländlichen Regionen. Dort müssen sich nur rund 5,8 Prozent der gesamten Bevölkerung mit beengten Wohnverhältnissen arrangieren.
Ähnliche regionale Unterschiede finden sich auch im europäischen Vergleich. Die höchste Überbelegungsquote gibt es nach den vom Statistischen Bundesamt ausgewerteten Daten der SILC-Studie mit 45,1 Prozent in Rumänien. Auf dem zweiten Negativrang landet Lettland mit 42,5 Prozent. Die von der Belegung her besten Wohnverhältnisse in der Europäischen Union weist Zypern auf. Dort leben gerade einmal 2,5 Prozent der Bevölkerung in überbelegten Wohnungen. Danach platziert sich Malta mit einem Anteil von 4,2 Prozent.
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