In Bezug auf die sogenannten Mixed Use Buildings hat Deutschland noch einen erheblichen Nachholbedarf bei der Akzeptanz vor allem auf Seiten der Investoren zur Übernahme der Baukosten. Dabei beweisen Berechnungen, dass sich große Gebäudekomplexe und insbesondere Hochhäuser mit einer gemischten Nutzung durchaus sehr gut rechnen. Das Interesse an Mietwohnungen und Eigentumswohnungen ist aus verschiedenen Gründen groß und durch die Coronakrise sogar noch gewachsen. Außerdem bieten die Mixed Use Buildings Vorteile beim Umwelt- und Klimaschutz.
Internationale Beispiele für Immobilien mit gemischter Nutzung
Wie begehrt Wohnungen in Wolkenkratzern mit einer Mischnutzung sind, zeigt ein Blick auf die Nachfrage für Appartements im Burj Khalifa in Dubai. Der knapp 830 Meter hohe Wolkenkratzer bringt das Wohnen mit der Gastronomie und der Arbeitsstätte im Haus zusammen. Die Etagen 1 bis 8 beherbergen ein Hotel. Gaststätten in luftigen Höher finden sich in der 122. und 123. Etage. In insgesamt drei Dutzend Etagen wurden Büroräume eingerichtet. Wohnungen gibt es in der 44. bis 72. Etage sowie der 77. bis 108. Etage.
Ein anderes Konzept verfolgten die Erbauer des Edificio Copan in Brasilien. Der 1966 fertiggestellte und 32 Etagen umfassende Komplex verfügt über Einrichtungen, die dafür sorgen, dass die Bewohner den Wohnkomplex sogar für die meisten Alltagsaufgaben und Freizeitaktivitäten nicht verlassen müssen. Zum Inventar gehören rund 70 Läden, mehrere Restaurants und sogar eine hauseigene Kirche sowie ein hauseigenes Kino.
Wie sollten hybride Immobilien heute aussehen?
Dabei ist ein Blick auf eine Modellrechnung interessant, die von Vanessa Piller (als Immobilienspezialistin für das Wirtschaftsreferat der Stadt München tätig) aufgestellt wurde. Sie nahm dafür den Komplex „Schwabinger Tor“ genauer unter die Lupe. Dabei schnitt die Kombination aus 93 Prozent Wohnen und 7 Prozent Handel deutlich schlechter ab als eine Kombination aus Wohnungen, Büros und Einzelhandel. Ihren Ergebnissen zufolge sollten Mixed Use Immobilien zu knapp zwei Dritteln (64 Prozent) aus Wohnräumen bestehen. Der Büroanteil an der gesamten Nutzfläche sollte bei 29 Prozent liegen, um den dauerhaft besten Ertragswert zu erzielen.
Mixed Use Buildings: Was sind die Vor- und Nachteile?
Ein Nachteil der Immobilien mit einer hybriden Nutzung liegt in den höheren Baukosten. Der Grund ist die Notwendigkeit der Beachtung umfangreicherer Bauvorschriften, als auf Immobilien mit nur einer Nutzungsart angewendet werden müssen. Vanessa Piller verweist in einem Interview mit dem Portal Haufe zudem darauf, dass fehlende praktische Erfahrungen mit solchen Gebäuden in Deutschland derzeit noch negative Auswirkungen auf die Entwicklungs- und Planungskosten haben.
Allerdings machen die Vorteile hybrider Immobilien die Zusatzaufwendungen bei der Vorbereitung und beim Bau lukrativ. Neben der höheren Rendite kommen Faktoren des Klimaschutzes zum Tragen. Einkaufsmöglichkeiten im eigenen Haus reduzieren die Menge der klimaschädlichen Abgase, die von regelmäßigen Einkaufsfahrten ausgehen. Das gilt genauso für die Pendelfahrten zum Arbeitsplatz. Die Wohnetagen ziehen viele Interessenten an, die in den Gewerbebetrieben im gleichen Gebäude einen Job gefunden haben. Sie wissen ergänzend die Zeiteinsparungen beim täglichen Arbeitsweg zu schätzen. Fallen lange Anfahrten weg, bleibt mehr Zeit für die Familie und für Hobbys übrig.
Die „Ministadt in der Stadt“ liegt voll im Trend
Inzwischen gibt es weltweit Planungen für zahlreiche Projekte dieser Art. Die Planer denken dabei auch an das Wohlbefinden und Sicherheitsbedürfnis der künftigen Nutzer. Hochwertiger Einbruchschutz gehört ebenso zum Standard wie ein Concierge-Service. Zudem erfolgt eine gezielte Auswahl der gewerblichen Mieter. Hier reicht die Palette von Lebensmittelläden und anderen Geschäften bis hin zu Dienstleistern aller Art. Außerdem binden sie verstärkt Freizeitbereiche ein. In den USA sind in Mixed Use Buildings beispielsweise Dachpools, Fitnessbereiche sowie hauseigene Wäschereien und Reinigungen üblich. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich dieser Trend auch in Europa durchsetzt. Auch Deutschland muss in die Höhe bauen, denn in den Städten sind Baugrundstücke schon seit einiger Zeit eine teure Mangelware. Das heißt, auch Berlin wird in den nächsten Jahren einige Mixed Use Buildings bekommen.
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