Die erzielbaren Immobilienpreise und Mietpreise werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Dazu gehören nicht nur die allgemeinen Entwicklungen der Marktlage, die aus dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage resultieren. Eine bedeutende Rolle spielen außerdem die Trends bei den erzielbaren Einkommen sowie die Tendenzen bei den allgemeinen Lebenshaltungskosten. An dieser Stelle machen die Folgen der Coronakrise einen erheblichen Einfluss geltend. Leider endet dieser Einfluss nicht, wenn die noch bestehenden Schutzmaßnahmen endgültig und vollständig aufgehoben werden können.
Lebensmittelpreise drücken auf erzielbare Mietpreise
Es gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen, ein vernünftiges Obdach zu haben. Aber noch viel notwendiger ist die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wasser. Die Ernährung rangiert in der sogenannten Maslowschen Bedürfnispyramide auf dem Spitzenplatz. Genau an dieser Stelle sind die Folgen der Coronakrise allerdings deutlich zu spüren und werden nachhaltige Auswirkungen auf die erzielbaren Mietpreise für Wohnraum haben. Lebensmittel sind nach den offiziellen Angaben des Statistischen Bundesamts erheblich teurer geworden. Im Vergleich April 2020 zu April 2020 stieg der Zuckerpreis um stolze 18 Prozent. Auf dem zweiten Negativrang landet frisches Obst mit einem Preiszuwachs von durchschnittlich 13 Prozent. Zweistellige Preissteigerung als Folge der Coronakrise gab es außerdem bei frischem oder gekühltem Gemüse (12 Prozent), Schweinefleisch (12,2 Prozent) sowie Fleisch- und Wurstwaren (11,9 Prozent). Müssen die Haushalte mehr Geld für Lebensmittel ausgeben, bleibt weniger Geld für die Erfüllung anderer Bedürfnisse übrig. Das heißt, allein schon deshalb schauen sich viele Haushalte nach Wohnungen um, die sie für günstigere Mietpreise nutzen können.
Andere Verbraucherpreise stabilisieren die möglichen Mietpreise
Der aktuelle Verbraucherpreistrend hat jedoch auch eine Kehrseite, die Vermietern einige Sorgenfalten nehmen dürfte. Die Weltmarktpreise für Erdöl und Erdgas sind massiv gefallen. Mit dem Beginn der Coronakrise ging der Erdölpreis in den freien Fall über. Zeitweise lag der Preis für die Sorte Brent bei weniger als einem Viertel des Spitzenpreises aus dem Jahr 2018. Mitte April setzte zwar eine leichte Erholung ein, aber von einer Kompensation der Verluste kann noch keine Rede sein. Ähnlich erging es dem Erdgaspreis. Vermietern bringt diese Entwicklung einen Vorteil. Sie können hohe Mietpreise bei der Grundmiete mit einer durch geringe Heizkosten vergleichsweise niedrigen Gesamtmiete kompensieren. Zu diesem Trend trägt auch der Klimawandel bei. Die Wahrscheinlichkeit für weitere milde Winter steigt mit jedem Kilogramm Kohlendioxid, das in die Atmosphäre gelangt. Niedrige Heizkosten dürften deshalb zum Regelfall werden. Pluspunkte bei der Durchsetzung lukrativer Grundmieten sammeln außerdem Vermieter, die ihre Objekte zur Reduzierung der Kosten der Warmwasseraufbereitung mit einer solarthermischen Anlage ausstatten lassen.
Sind die Auswirkungen der Verbraucherpreise auf die Mietpreise von Dauer?
Die Antwort auf diese Frage kann nur ein eindeutiges Ja sein. Die Gründe sind vielfältiger Natur. Einerseits gehören zu den Folgen der Coronakrise verschärfte Hygienebestimmungen in den Unternehmen der Lebensmittelindustrie. Sie erhöhen die Produktionskosten und in der Folge die Preise dauerhaft. Doch hier spielt ein weiterer Fakt eine Rolle. Die Preise vieler Importwaren bleiben ebenfalls erhöht, weil sie nicht mehr günstig als Beiladung mit Passagierflugzeugen befördert werden können. Die Zahl der Passagierflüge erreicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht wieder das Niveau der Zeit vor der Coronakrise. Zahlreiche Unternehmen haben erkannt, dass digitale Treffen wesentlich preisgünstiger und zeitsparender als Präsenztreffen sind. Airlines werden deshalb sinkende Zahlen bei den Businessreisenden hinnehmen müssen. Die Folgen sind erhöht bleibende Verbraucherpreise, die das für die Zahlung der Mietpreise verfügbare Budget schmälern.
Einkommensverluste werden mindestens bis 2021 nachwirken
Im Zuge der Coronakrise wurden zahlreiche Tarifverträge in Teilen ausgesetzt. Ob und wann sie wieder vollständig realisiert werden können, kann momentan niemand zuverlässig abschätzen. Vorher müssen die Unternehmen die als Folge der Corona-Lockdowns erlittenen Verluste ausgleichen. Die Entwicklung des allgemeinen Lohnniveaus hat unmittelbare Auswirkungen auf die Entwicklung der staatlichen Renten. Für das Jahr 2021 ist deshalb eine „Nullrunde“ zu befürchten. Viele Senioren haben ihre Kinder und Enkel unterstützt und Reserven abgebaut, die sie im Laufe des Lebens als private Altersvorsorge aufgebaut haben. Einer erheblichen Zahl von Senioren wird es nicht mehr möglich sein, die Mietpreise für Wohnungsgrößen zu zahlen, die sie tatsächlich gar nicht brauchen. Die Folgen sind absehbar. Es wird einerseits eine weitere Verteuerung kleiner Wohnungen geben, während sich andererseits die Lage beim Nachfrageüberhang bei großzügig geschnittenen 3-Raum-Wohnungen und 4-Raum-Wohnungen etwas entspannt.
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