Im Wohnungsbau zeichnet sich einerseits eine stabile Entwicklung ab. Andererseits gibt es beim Vergleich der aktuellen Zahlen mit denen von 2019 eine Verlagerung des Schwerpunkts bei der Art der neu zu errichtenden Immobilien. Hier deutet sich an, dass die Bauwirtschaft und die Investoren nach wie vor auf den knappen Bestand der verfügbaren Mietwohnungen und Eigentumswohnungen reagieren. Von einer schnellen Entspannung des Markts für Mietwohnungen sowie der Mieten und Kaufpreise kann allerdings noch keine Rede sein. Dafür reichen die Steigerungsraten bei den beantragten Neubauten längst nicht aus.
Neubau aktuell stärker gefragt als Erweiterungen von Bestandsbauten
Bei Baumaßnahmen an Bestandsbauten brachen die Zahlen nach den Angaben des Statistischen Bundesamts massiv ein. Im Mai 2019 wurden bundesweit rund 21,3 Prozent mehr Baugenehmigungen erteilt als im gleichen Monat des laufenden Jahres. Diesem Defizit steht ein Plus von 7,8 Prozent bei der Zahl der erteilten Genehmigungen für Neubauprojekte gegenüber. Baugenehmigungen für Wohngebäude legten im Vergleich Mai 2019 zu Mai 2020 um stolze 7,3 Prozent zu. Besonders gefragt waren Wohnheime, wo ein Plus von 142 Prozent verzeichnet wurde. Bei Baugenehmigungen für Neubauwohnungen liegen Eigentumswohnungen mit einem Plus von 19,7 Prozent im Vergleichszeitraum. Auf den zweiten Rang schaffen es Mehrfamilienhäuser mit mindestens drei Wohnungen. In diesem Teilbereich weist das Statistische Bundesamt im Mai 2020 im Vergleich zum Vorjahresmonat bei den erteilten Baugenehmigungen ein Plus von 8,7 Prozent aus. Komplett gegenläufig ist der Trend bei Eigenheimen. Dort schlägt im Vergleichszeitraum ein Minus von 7,3 Prozent zu Buche.
Wie sehen die Trends in anderen Marksegmenten aus?
In einigen Bereichen hat die Coronakrise deutliche Spuren hinterlassen. Das zeigt ein Blick auf den umbauten Raum in den Baugenehmigungen vom Mai 2020. Besonders stark fiel der Rückgang mit 25,7 Prozent bei beantragten Neubauten für den Handel aus. Auch bei Neubauimmobilien für den Betrieb von Gaststätten und Hotels gab es ein Minus von 5,7 Prozent. Außerdem wird das Auftragsvolumen für die Errichtung von landwirtschaftlichen Betriebsgebäuden bei den Bauunternehmen schrumpften. Der Rückgang beim umbauten Raum belief sich im Mai 2020 im Vergleich mit dem Vorjahresmonat auf deutliche 18,4 Prozent. Den größten Zuwachs beim umbauten Raum in den erteilten Baugenehmigungen verzeichneten mit 77,9 Prozent die öffentlichen Bauherren.
Kapazitäten für Mietwohnungen in Neubauten sind schneller verfügbar
Zumindest eine gute Nachricht geht von den Zahlen des Statistischen Bundesamts aus. Mittelfristig dürfte es leichter sein, eine gute Mietwohnung oder Eigentumswohnung zum fairen Preis zu finden. Dazu trägt parallel die verlangsamte Steigerung der Baupreise bei. Aus der Sicht der bauwilligen Investoren kommt eine zweite gute Nachricht vom Zentralverband Deutsche Bauwirtschaft. Der Zeitraum der ausgebuchten Kapazitäten ist bei vielen Bauunternehmen durch die Folgen der Coronakrise geschrumpft. Damit ist eine schnellere Realisierung zahlreicher Bauvorhaben möglich, für die in den letzten Monaten eine Baugenehmigung erteilt wurde. Die Hauptausfälle gibt es bei Bauunternehmen, die vorwiegend Aufträge der öffentlichen Hand ausführen. Bei ihnen ist Flexibilität gefragt, da sich an dieser Situation durch die immensen Ausfälle bei den Steuereinnahmen infolge der Corona-Lockdowns so schnell nichts ändern wird. Um überleben zu können, müssen sich viele Baufirmen auf den Bau von Miet- und Eigentumswohnungen umstellen. Das könnte die Entlastung auf dem Wohnungsmarkt erheblich beschleunigen.
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