Derzeit gibt es immer wieder widersprüchliche Studien zu den Folgen der Coronakrise für den Wohnungsmarkt. Diese Tatsache belegen auch Daten aus einer Umfrage, die das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln Anfang Februar 2021 veröffentlicht hat. Sie zeigen, dass die Auswirkungen der Tätigkeit im Homeoffice nicht so große Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt haben werden, wie ursprünglich angenommen wurde.
Mietwohnungen mit Arbeitszimmer: Nachfrage steigt nicht nennenswert
In den letzten Wochen machte sich bei Eigentümern die Hoffnung breit, größere Mietwohnungen in Berlin und anderswo noch schneller und besser als bisher vermieten zu können. Sie waren in jüngster Zeit aufgrund der in den letzten Jahren rasant steigenden Mieten weniger beliebt und wurden durch die Möglichkeit, eventuell auch nach den Corona-Lockdowns im Homeoffice arbeiten zu können, wieder interessanter. Doch diese Hoffnungen wurden durch die Zahlen der IW-Umfrage zerschlagen. Es sieht nach den Umfrageresultaten nicht danach aus, dass ein Großteil der kaufmännischen Mitarbeiter dauerhaft oder zumindest einige Tage pro Woche im Homeoffice bleiben kann. Gerade einmal ein Drittel der befragten Unternehmen will den Umfang der Tätigkeit im Homeoffice auch nach der Coronakrise vergrößern. Das zieht nicht nur den Wohnungsmarkt in Mitleidenschaft, sondern ist auch keine gute Nachricht für den Umwelt- und Klimaschutz, weil keine große Reduzierung der Anzahl der Fahrten zwischen dem Wohnort und dem Arbeitsort erfolgt.
Wie sehen die Konsequenzen bei der Standortwahl für Wohnungen
aus?
Würde die Mehrheit der Unternehmen das Homeoffice nach einem
hoffentlich baldigen Ende der Coronakrise ermöglichen, könnte das eine
Entlastung des Wohnungsmarkts in den großen Metropolen bedeuten. Doch genau
dieser Fall tritt nun nicht ein. Durch die Präsenzpflicht bei der Büroarbeit
ist es vielen Erwerbstätigen nicht möglich, ihren Wohnsitz in ländliche
Regionen zu verlegen. Das trifft vor allem auf Regionen zu, die keine gute
Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr haben. Dazu trägt das Wachstum der
Umweltzonen bei. Als Folge der Coronakrise haben viele Haushalte kein Geld für
ein neues Auto, mit dem sie in die Umweltzonen fahren können. Hinzu kommt die
Tatsache, dass immer mehr Menschen aktiven Klimaschutz betreiben wollen und
Autos mit Verbrennungsmotor als Transportmittel für den Urlaub immer
uninteressanter werden. Fahrzeuge mit alternativen Antrieben sind vielen
Haushalten zu teuer. Deshalb kommt dem ÖPNV künftig bei der Auswahl des
Wohnorts eine steigende Bedeutung zu.
Weniger für den Umbau in Wohnraum verfügbare Büroobjekte als gedacht
Sehr interessant ist ein weiterer Part der IW-Umfrage. Gerade einmal 6,4 Prozent der insgesamt 1.200 befragten Unternehmen wollen im Verlaufe des Jahres nicht benötigte Büroflächen abgeben. Sie stammen mehrheitlich aus dem Kreis der größeren Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten. Ihre Büroflächen befinden sich nahezu durchweg auf dem Firmengelände, was eine Umnutzung zu Wohnraum in Form von Eigentumswohnungen oder Mietwohnungen ausschließt. Dafür wären vor allem kleinere Bürogebäude interessant, die vom restlichen Firmengelände separiert werden können oder sich von vornherein an anderen Standorten befinden. Knapp 17 Prozent der Unternehmen wollen nicht mehr benötigte Büroflächen umgestalten. Allerdings sollen sie mehrheitlich Gewerbeflächen bleiben. Dort zeigt sich ein Prozess des Lernens aus der Coronakrise, denn die meisten Unternehmen wollen beim Umbau Großraumbüros zu Gunsten kleinerer Büros auflösen.
Fazit: Die Hoffnungen einer Entlastung der städtischen Wohnungsmärkte durch eine Verschiebung der Wunschobjekte aufs Land und den Umbau zahlreicher Büroobjekte in Wohnungen werden sich nicht erfüllen. Wer Mietwohnungen in Berlin, Frankfurt, München oder einer anderen deutschen Metropole haben will, muss sich auch künftig auf eine langwierige Suche und hohe Mieten einstellen.
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