Zuerst einmal fällt auf, dass die Durchschnittgröße der
Wohnungen kontinuierlich wächst. Im Jahr 1995 lag sie deutschlandweit noch bei
83,5 Quadratmetern. Für das Jahr 2005 weisen die offiziellen Statistiken
bereits eine Durchschnittsgröße von 85,8 Quadratmetern aus. Bis zum Jahresende
2018 stieg die durchschnittliche Wohnungsgröße bis auf 91,9 Quadratmeter. Das
klingt angesichts des Wohnraummangels etwas kurios, entspricht aber den
Tatsachen.
Wohnungsgröße
hängt direkt von Eigentumsverhältnissen ab
Bei der Entwicklung der Wohnungsgrößen scheinen die Eigentumsverhältnisse eine
wichtige Rolle zu spielen. Zu dieser Schlussfolgerung kam der Bundesverband des
Deutschen Baugewerbes schon vor einigen Jahren. Dafür werteten die dortigen
Experten das Verhältnis der Wohnungsgröße in den einzelnen Bundesländern im
Zusammenhang mit den jeweiligen Anteilen des selbst genutzten Wohneigentums
aus. Danach liegt die Wohnungsgröße in den Bundesländern über dem
deutschlandweiten Schnitt, in denen auch der Anteil der selbst genutzten
Eigenheime und Eigentumswohnungen am insgesamt vorhandenen Wohnraum am höchsten
ist. Umgekehrt waren die Wohnungsgrößen in Bundesländern mit einem besonders
großen Anteil an nicht selbst genutztem Wohnraum deutlich unter dem
bundesweiten Durchschnitt. Das heißt, Mieter sparen an der Fläche, um keine
hohen Mieten zahlen zu müssen.
Wohnfläche pro Person ist vom Familienstand abhängig
Im Vergleichszeitraum stieg auch die Wohnfläche pro Person an. Sie lag zum Jahresbeginn 2019 bei 46,5 Quadratmetern pro Kopf. Das geht aus offiziellen Daten des Umweltbundesamts hervor. Auch dafür finden sich mehrere Gründe. Eine Ursache ist die in Deutschland hohe Zahl der Singlehaushalte. Zum Jahresende 2018 waren 42 Prozent (17,3 Millionen) aller Haushalte in Deutschland Singlehaushalte. Haushalte mit zwei Personen machen mit 34 Prozent bei den Mehrpersonenhaushalten den größten Anteil aus. Das zeigt sich auch bei der Entwicklung der durchschnittlichen Haushaltsgrößen. Sie lagen im Jahr 1991 noch bei 2,27 Personen und reduzierten sich bis 2018 auf 1,99 Personen. Der Anteil der Ein-Personen-Haushalte ist von 1991 bis 2018 um satte 46 Prozent gestiegen. Analytiker gehen davon aus, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird. Die Konsequenz ist, dass in Deutschland mehr Klein- und Kleinstwohnungen gebraucht werden.
Senioren haben großen Einfluss auf die durchschnittliche Wohnungsgröße
Der Anteil, der Senioren, die eine Eigentumswohnung oder ein Eigenheim selbst nutzen, ist in den letzten Jahrzehnten ebenfalls kontinuierlich gestiegen. Bei ihnen ist der Zuwachs beim Wohnraum pro Kopf besonders deutlich zu sehen. Der Grund dafür ist, dass sie nach dem Auszug der Kinder und sogar nach dem Tod der Lebenspartner überwiegend in den eigentlich für sie zu großen Immobilien bleiben. Bereits im Jahr 2002 lag der Wohnraum pro Kopf bei der Altersgruppe der Singles ab 75 Jahren bei durchschnittlich 75 Quadratmetern. Das heißt, sie belegen allein eine Wohnfläche, die für eine drei- bis vierköpfige Familie reichen würde. Die Folge sind nicht nur negative Konsequenzen für den Immobilienmarkt im Bereich der Mietwohnungen, sondern auch die Umwelt leidet unter den überdimensionierten Wohnflächen.